Saturday, October 25, 2008

Kolumbien

Der folgende Text ist die Beschreibung Kolumbiens aus dem Studienfuehrer Lateinamerikas des DAAD. Er beschreibt das Land ziemlich gut. Der Text stammt aus dem Jahr 2004, seither hat sich die Situation etwas entspannt, allerdings stimmen viele Sachen immer noch.

'Kolumbien ist ein Land der Kontraste. Es vereinigt auf seinem Territorium so ziemlich alles, was der lateinamerikanische Kontinent geographisch und kulturell zu bieten hat: karibische und pazifische Kuesten, ueber 5000 m hohe schneebedeckte Andenkordilleren, weitlaeufige Savannen und undurchdringbare Urwaldregionen. Neben den mestizos leben hier auch indigene Ethnien und Afrokolumbianer, die Nachfahren afrikanischer Sklaven. Die urbane Entwicklung der Millionenstaedte Bogotá, Medellín und Cali steht im Gegensatz zu den wenig bevoelkerten Regenwaldgebieten mit ihrer ausgesprochenen grossen Artenvielfalt in Flora und Fauna.

In den Schlagzeilen ist Kolumbien aber aus anderen Gruenden: Trotz seiner demokratischen Verfassung gilt es seit Jahrzehnten als eines der gewalttaetigsten Laender des amerikanischen Kontinents. Die extremen Gegensaetze zwischen Arm und Reich, zwischen Stadt und Land sowie die Gewalt des Staates haben zum Entstehen von immer noch hoechst aktiven Guerillagruppen beigetragen. Kolumbien ist gepraegt durch buergerkriegsaehnliche Auseinandersetzungen zwischen linken Guerillaeinheiten, rechten paramilitaerischen Verbaenden und den Streitkraeften der Regierung, aufgrund derer mehr als zwei Millionen Menschen ihre Heimatgebiete verlassen haben und nunmehr als Fluechtlinge leben. Leidtragend ist immer die Zivilbevoelkerung. Sowohl Angehoerige der kolumbianischen Streit- und Sicherheitskraefte als auch Mitglieder der paramilitaerischen Gruppen und der Guerilla sind fuer zahlreiche Toetungen und andere Verstoesse gegen das humanitaere Voelkerrecht verantwortlich. Unter dem im Jahr 2002 gewaehlten Praesidenten Álvaro Uribe hat sich die Situation verschaerft. Er verfolgt einen harten Kurs gegenueber der Guerilla: Uribe will den Militaerhaushalt um eine Milliarde Dollar aufstocken und die Zivilbevoelkerung in den Kampf gegen die Rebellen einbeziehen. Ein Negativrekord macht das extreme Gewaltpotenzial besonders deutlich: Das Land weist eine der derzeit hoechsten Mordraten auf. Dabei praegt nicht nur politische Gewalt das Land, auch der Terror der einflussreichen Drogenkartelle traegt in hohem Masse zur konfliktreichen Lage bei, denn Kokain stellt eine wichtige Devisenquelle Kolumbiens dar. Bezeichnend ist, dass sich an den kolumbianischen Universitaeten ein eigener Bereich der Gewalt- bzw. Violencia-Forschung etabliert hat.

Doch jenseits der Schreckensmeldungen gibt es noch ein anderes Kolumbien. Es besteht aus den unzaehligen Menschen, die sich nach einem friedlichen Alltag sehnen und sich fuer eine positive Veraenderung ihrer persoenlichen Situation, aber auch der Gesellschaft einsetzen. Die Hoffnung auf Normalitaet und Frieden geben sie trotz der schwierigen oekonomischen und sozialen Bedingungen des Landes nicht auf. Auch der kolumbianische Schriftsteller Gabriel Gracía Márquez formulierte in seiner Nobelpreisrede: "Und dennoch, angesichts von Unterdrueckung, Pluenderung und Verlassenheit, ist unsere Antwort das Leben." '

Ich habe bisher erst das Kolumbien aus dem ersten und dritten Abschnitt des Textes kennengelernt, und hoffe dass es auch so bleibt. Kolumbien ist ein wunderschoenes Land mit tollen Leuten. Die Kolumbianer sind sich bewusst, was fuer ein Ruf ihr Land in der Welt hat, und bedauern dies auch. Auf die Frage, was fuer Kolumbianer in Europa denn beruehmt sind, muss ich jeweils antworten Shakira und Pablo Escobar. Wenn man die Kolumbianer aber naeher kennenlernt, erstaunt es nicht mehr, dass sie als eines lebensfrohsten Voelker der Welt gelten.

Monday, October 20, 2008

Karneval in Facativá

Vor zwei Wochen war ein grosser in Umzug in Facatativá um die Semana de la Cultura einzulaeuten. Facatativá ist der Ort wo Christian, ein deutscher Austauscher, wohnt. Jetzt sind nun auch Bilder und ein Video davon auf meinem Blog.

Zelten auf 3000 Meter ueber Meer

Dieses Wochenende waren wir zelten in Neusa, ungefaehr 2h von Bogotá entfernt. Neusa ist auf ca. 3000m Hoehe in den Anden, es war dementsprechend arschkalt in der Nacht. Es sieht aber genau so aus wie in der Schweiz dort!


Thursday, October 16, 2008

ICYE

Die Organisation mit der ich hier in Kolumbien bin heisst ICYE (International Cultural Youth Exchange). Es ist eine nicht gewinnorientierte Organisation, welche mittels internationaler Austauschen die Verständigung zwischen Menschen verschiedenen Kulturen foerdern moechte. 1987 erhielt ICYE durch die Vereinten Nationen die offizielle Anerkennung als friedensstiftende Organisation. Die Organisation besteht aus Komitees von ueber 30 Laendern in Europa, Lateinamerika, Afrika und Asien. Diese Komitees sind fuer die Betreuung der AustauscherInnen und das Austausch-Programm im eigenen Land verantwortlich. Der Austausch von ICYE ist gegenseitig. Jedes ICYE-Land nimmt also gleich viele AustauscherInnen auf, wie es eigenen Landsleuten einen Aufenthalt im Ausland ermoeglicht. ICYE organisiert keine Schueleraustausche, sondern Volontaeraustausche. Das heisst, dass alle Leute die mit dieser Organisation irgendwo im Ausland sind, dort sind um unbezahlte soziale Arbeit zu verrichten.
Wir sind hier 19 Leute, die gerade mit ICYE in Kolumbien sind. 9 davon sind aus Deutschland. Der Grund dafuer ist, dass in Deutschland so ein Jahr als Zivildienst angerechnet werden kann. Die sonstigen Leute sind aus Belgien, Schweden, Finnland, Oesterreich, England, Daenemark und der Schweiz. Aus der Schweiz sind wir 3 Leute. Neben mir noch einer aus Chur und eine aus Basel. Die meisten von uns leben in Bogotá, nur 5 leben in anderen Staedten. Ganz am Anfang war ein Einfuehrungscamp von ICYE. Das habe ich aber leider verpasst, weil ich noch muendliche Matur in der Schweiz hatte. Dann hatten wir einen 3-woechigen Spanischkurs an der Universitaet. Dass naechste Mal, wo ich alle anderen Austauscher sehen werde, wird in Januar fuer das Halbjahrescamp sein. Obwohl wir fast alle in der gleichen Stadt wohnen, habe ich nur noch mit wenigen anderen Austauschern Kontakt. Das ist sicher auch besser so, dann lerne ich naemlich mehr Spanisch!

Ausdehnung von Bogotá

Ein kleines Beispiel zur Veranschaulichung wie gross dass Bogotá ist: Gestern ging ich zu einer Freundin nach Hause die ganz im Norden der Stadt wohnt, ich wohne bekanntlich im Sueden. Zu ihr nach Hause brauchte ich 1:30h ...mit einer direkten Busverbindung. Ich habe auf der Karte nachgemessen wie gross die Distanz zwischen unsern Haeusern ist, es sind 25km!

Tuesday, October 7, 2008

Wetter

Das Wetter hier in Bogotá ist eine Sache fuer sich und hat es auf jeden Fall verdient, einen eigenen Eintrag gewidmet zu bekommen. In Bogotá sind die vier Jahreszeiten deutlich ausgepraegt, es gibt naemlich alle vier jeden Tag. Da wir hier auf gut 2600 Meter ueber Meer sind, ist es relativ kuehl. In der Nacht ist es so ca. 10 Grad, am Tag selten ueber 20 Grad. Das ist natuerlich nur bei normalem Wetter so. Normales Wetter heisst hier dunstig und bewoelkt, was sicher auch mit der Luftverschmutzung zu tun hat. Wenn einmal die Sonne scheint, wird es schnell so warm, dass man in kurzen Hosen rumlaufen koennte. Andrerseits ist es ziemlich kuehl, wenn es regnet. Aber das Problem ist, dass man unmoeglich wissen kann, ob es regnen wird oder die Sonne scheint. Es kann wunderschoenes Wetter sein und 10 Minuten spaeter in Stroemen regnen. Und dann ist es ebenso gut moeglich, dass es den ganzen Tag weiterregnet, wie dass es nur ein Platzregen war. So viel ich weiss, gibt es aus diesem Grund auch keinen Wetterbericht fuer Bogotá.
Offenbar gibt es aber 2 "Jahreszeiten", die nasse und die trockene. Jetzt hat gerade die nasse angefangen, die ungefaehr bis Dezember gehen wird. Nacher soll es dann bis ca. Mai trocken sein bis wieder die Regenzeit anfaengt. Ich bin mir aber nicht ganz sicher, ob diese Jahreszeiten auch wirklich existieren. Manchmal sind sich sogar die Kolumbianer nicht einig darueber.
Da Kolumbien am Aequator liegt, darf man davon ausgehen, dass wenigstens die Temperaturen das ganze Jahr ueber gleich sind, auch wenn es nicht gerade tropisch ist hier in Bogotá. Es hat hier allerdings Palmen. Das sieht dann ziemlich komisch aus, wenn direkt neben einer Tanne eine Palme steht. Wenn man von hier aus aber 2h mit dem Auto in tiefere Lagen faehrt, ist man mitten in den Tropen. Ein weiterer toller Effekt von Kolumbiens geographischer Lage, ist das mittags die Sonne direkt von oben scheint, so was habe ich vorher noch nie gesehen.